Der Preis der Lebensmittel
Nur 4 von 100 Euro für Lebensmittel landen bei heimischen Bauern.
Steigende Lebensmittelpreise
sind ein großes Thema in Österreich.
Heimische Bauern profitieren
davon aber kaum. Denn
von 100 Euro, die in Österreich
für Essen und Trinken ausgegeben
werden, landen nur 4 Euro
in der heimischen Landwirtschaft,
hat das Wifo errechnet.
„Der Anteil der bäuerlichen
Produktion am Endpreis ist gering
- und nimmt weiter ab“,
so Wifo-Experte Franz Sinabell
laut APA. Und: „Die Preise für
die Landwirtschaft werden am
Weltmarkt und nicht in Österreich
bestimmt.“
Von 100 Euro an Lebensmittelausgaben
gehen in Österreich
etwa 5 Euro in die Verarbeitung.
In den Groß- und
Einzelhandel fließen demnach
14 Euro, in die Gastronomie 13
und in die Hotellerie 4 Euro. 9
von 100 Euro kommen als Steuern
dem Staat zugute. Weniger
offensichtlich gehen 5 Euro
in die Immobilienwirtschaft,
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen,
der Rest umfasst
auch Marken oder Patente.
Hier würde oft der Handel ein
zweites Mal, etwa über Eigenmarken
oder Immobiliengeschäfte,
profitieren, schreiben
die „Salzburger Nachrichten“.
Ein Drittel für Importe
Mehr als ein Drittel, 34%,
der Ausgaben für Lebensmittel,
landet direkt oder indirekt im
Ausland. Dieser Posten umfasse
aber nicht nur Lebensmittel,
sondern auch Maschinen für
die Lebensmittelproduktion
bis hin zu Energieimporten. Ein
Teil der Importe entfällt dabei
auf bäuerliche Agrarrohstoffe
wie Obst und Gemüse, sodass
der gesamte, auch indirekte,
Anteil von bäuerlichen Rohstoffen
etwas höher liegt als bei
4% - aber weiter klein bleibt, wie
Sinabell auf APA-Anfrage sagte.
Von Ausgaben für Essen gehen
60% in den Lebensmittelhandel,
40% in Gastronomie
und Hotellerie, hat das Österreichische
Institut für Wirtschaftsforschung
in der auf Eigeninitiative
erstellten und erstmals
bei der Jahrestagung für
Agrarökonomie vorgestellten
Arbeit errechnet. „Der Außer-
Haus-Verzehr wird häufig ausgeblendet
und dies verzerrt das
Bild der tatsächlichen Preisentwicklung
im Lebensmitteleinzelhandel“,
erklärte Sinabell.
Quelle: APA, 24.11.2025
Stadternte Wien & Wiener Wein
Die Stadt Wien verfügt mit
ihrer Stadtlandwirtschaft über
ein besonderes Potenzial, um
diese Wertschöpfung zu stärken.
Die Dachmarke Stadternte
Wien und die Marke Wiener
Wein sind zentrale Instrumente,
um regionale Produkte sichtbar
zu machen, Konsument:innen
Orientierung zu geben und
regionale Wertschöpfung zu erhöhen.
Sie signalisieren: Lebensmittel
stammen aus der Region,
werden frisch, klimafreundlich
und unter fairen Bedingungen
produziert. Regionalität ist dabei
mehr als ein Trend: Kurze
Transportwege reduzieren
CO₂-Emissionen, sichern die
Versorgung und fördern fairere
Preise für die Produzent:innen.
Gleichzeitig fließt laut Wifo ein
Drittel aller Lebensmittel-Ausgaben
direkt oder indirekt ins
Ausland, was heimische Betriebe
zusätzlich belastet.
Faire Rahmenbedingungen & Transparenz
Norbert Walter, Präsident der
Landwirtschaftskammer Wien,
betont die Dringlichkeit:
„Wenn wir wollen, dass Wiener
Lebensmittel Zukunft haben,
dann müssen wir aufhören,
sie wie austauschbare Massenware
zu behandeln. Unsere
Bauern produzieren Qualität,
Klima- und Landschaftsleistungen
– aber sie bekommen keinen
gerechten Anteil am Endpreis.
Wir brauchen Konsumentinnen
und Konsumenten, die
bewusst nach regionalen Produkten
greifen, und wir brauchen
faire Rahmenbedingungen,
die Stadternte Wien und
Wiener Wein als echten Mehrwert
sichtbar machen.
“
Die Konsequenz: Viele Bauern
verdienen gerade genug, um
über die Runden zu kommen.
Konsument:innen werden oft
nicht ausreichend informiert,
wie sich ihr Einkaufsverhalten
auf heimische Betriebe auswirkt.
Transparenz entlang der
gesamten Wertschöpfungskette
– von der Produktion bis zum
Regal – ist daher entscheidend.
Nur so können Politik, Handel
und Konsument:innen bewusste
Entscheidungen treffen.
01.12.2025
Autor:Verena Scheiblauer, BEd. uGM