Klimaschutz macht sich bezahlt
					Mit gezielten Maßnahmen Emissionen reduzieren und gleichzeitig Wirtschaftlichkeit am Betrieb erhöhen. Projekt "Climate Farm Demo" setzt dahingehend wichtige Schritte.
					
						
						
						
							Wie die CO2-Bilanz verbessern? Ein möglicher Weg ist, sich von Futtermittelimporten unabhängiger zu machen. Im Grünland etwa lässt sich die Eiweißausbeute im Grundfutter noch optimieren. © Fendt  | 
 
				
	
					
						
						Wie die CO2-Bilanz verbessern? Ein möglicher Weg ist, sich von Futtermittelimporten unabhängiger zu machen. Im Grünland etwa lässt sich die Eiweißausbeute im Grundfutter noch optimieren. © Fendt ![[1716536204992760_1.png]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2024.05.24/1716536204992760_1.png?1716536206)  | 
						 
					 
	
				 
 
							
							Der Klimawandel trifft uns alle.
 Allen voran die Landwirtschaft. 
Er stellt die Bäuerinnen und 
Bauern mit zunehmenden Extremwetter-
Perioden vor Herausforderungen. 
Er zwingt sie, 
bewährte landwirtschaftliche 
Praktiken zu verändern. Eine 
prekäre Situation. Gezielte Beratung 
soll den Betrieben in den  kommenden Jahren helfen, sich 
dem schwierigeren Klima anzupassen 
und aufdecken, wo Treibhausgase 
eingespart werden 
können, um die Erhitzung des 
Weltklimas abzuschwächen.
	
						 
					 
					
						
						
						
							
							Alle im selben Boot
							In Österreich stoßen die Sektoren 
Energie und Verkehr mehr 
als 70% der klimarelevanten 
Gase aus. Die Emissionen 
aus der Landwirtschaft tragen 
nur etwa 11% zu den 
österreichischen Treibhausgas-
Emissionen bei. Dennoch sitzen 
beim Klima alle im selben Boot 
und müssen das sinnbildliche 
Wasser schöpfen - egal, ob man 
einen Becher oder einen Kübel 
in der Hand hat.
Die Hauptverursacher in der 
Landwirtschaft sind neben 
der Verdauung der Nutztiere,
die knapp über 50% der
 Treibhausgasemissionen ausmacht, 
auch die Düngung landwirtschaftlicher 
Böden (22%) 
und das Wirtschaftsdüngermanagement 
(13%). 
Die restlichen 14% kommen 
aus dem Energieeinsatz in 
der Landwirtschaft. Bei den klimarelevanten 
Gasen handelt es 
sich meist um Kohlenstoffdioxid 
(CO2), Methan (CH4) sowie Stickstoffdioxid, besser bekannt 
als Lachgas (N2O), die unser Klima 
aufheizen.
	
						 
					 
					
						
						
						
							
							Es gibt Auswege
							In vielen Bereichen gibt es Auswege.
 Sehen wir uns die Emissionen 
und die abgeleiteten 
Maßnahmen am Beispiel eines 
konventionellen Milchviehbetriebes 
an. Hier wird neben Methan 
auch vorgelagertes Kohlendioxid 
und Lachgas freigesetzt.
 Das Methan wird durch die Verdauung 
der Rinder verursacht,
 welches aber durch spezielle 
Futtermittel reduziert werden 
kann. Das vorgelagerte Kohlendioxid 
entsteht bei der Futtermittelproduktion, 
im Speziellen 
durch die Feldarbeiten mit Maschinen,
 die mit fossilem Diesel 
angetrieben werden. Auch dieser Anteil an den 
Emissionen am Betrieb kann 
durch spezielle Techniken beim 
Futtermittelanbau gesenkt werden. 
Vorgelagertes Lachgas 
(Stickstoffdioxid) wird durch 
den Einsatz von Pflanzendüngemittel 
freigesetzt. Hier kann 
durch den Einsatz von speziellen 
Düngeverfahren oder eben 
durch emissionsreduzierende 
Düngemittel Abhilfe geschaffen 
werden.
	
						 
					 
					
						
						
						
							
							Klimaschutz lohnt sich
							Die Vorteile, etwas gegen den 
Klimawandel zu unternehmen,
 überwiegen. Es bringt nicht 
nur ein gutes Gefühl, sondern 
schont in weiterer Folge auch 
die eigene Geldtasche durch effizientere 
Nährstoffkreisläufe 
und Energieeinsparung.
Durch die Aufnahme des 
Ist-Standes und gezielte Beratung 
erhält man einen Überblick 
über die Emissionen am Betrieb. Derartige Bilanzierungen sind 
auch Grundlage für einen möglichen 
Zertifikatehandel oder ähnliche Systeme.
	
						 
					 
					
					
						
						
						
							Familie Wallner ist mit dabei © Stiefkind  | 
 
				
	
					
						
						Familie Wallner ist mit dabei © Stiefkind ![[1716537653597484_1.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2024.05.24/1716537653597484_1.jpg?1716537663)  | 
						 
					 
	
				 
 
							Kohlenstoffneutralität erreichbar machen
							Das Projekt "Climate Farm Demo" liefert vergleichbare Zahlen von 1.500 Betrieben aus der EU.
Eine Initiative, die erste Schritte 
in der Klimabilanzierung im 
landwirtschaftlichen Sektor 
setzt, ist das Projekt "Climate
Farm Demo". Dieses wird durch 
das Förderprogramm "Horizon
Europe" durch die Europäische 
Union gefördert. Hinter dem 
Projekt der Klimademonstrations-
Höfe steht ein einzigartiges 
transeuropäisches Netzwerk, 
das 28 Länder und alle Klimagebiete 
abdeckt. Das Projektziel 
ist, die Einführung von Praktiken 
und Lösungen für klimagerechte 
Landwirtschaft zu beschleunigen. 
Der Agrarsektor 
soll bis 2050 kohlenstoffneutral 
werden und damit die Ziele der 
EU-Klimastrategie erfüllen. Um 
dieses Ziel zu erreichen, wurde 
bereits ein Netzwerk von 1.500 
landwirtschaftlichen Betrieben 
und Beratenden auf europäischer 
und nationaler Ebene aufgebaut,
 um den Wissensaustausch zu erhöhen.
	
						 
					 
					
						
						
						
							
							Lösungen finden
							Die Beratenden werden jeden Projektbetrieb 
bei der Umsetzung 
von Anpassungs- und Abmilderungsmaßnahmen 
unterstützen 
und den CO2-Fußabdruck dank 
harmonisierter Methoden und 
Instrumente bewerten. Dadurch 
werden die Daten vergleichbar 
und Lösungswege können über 
die Grenzen hinweg adaptiert 
werden.
In der Steiermark sind 28 Betriebe 
aus verschiedenen Produktionssparten 
aktiv mit dabei,
 vier stellen wir hier vor (unten). Der nationale Projektstart 
erfolgte mit Februar 2024.
 Im ersten Schritt werden noch 
heuer an den teilnehmenden 
Betrieben Audits durchgeführt 
und Maßnahmen zum Klimaschutz 
sowie zur Klimawandelanpassung 
am Betrieb gesetzt. 
In den kommenden fünf Jahren 
werden die Beratenden mit den Betrieben 
die ausgewählten Maßnahmen 
umsetzen, überwachen und gegebenenfalls adaptieren.
	
						 
					 
					
						
						
						
							
							Andreas Steinegger aus Niklasdorf führt  mit seiner Familie einen weidelastigen Bio-Milchviehbetrieb
							Wir wollen wissen,
ob wir noch mehr 
beitragen können 
und vor allem wie.
Bio-Milchbauer und Kammerobmann 
Andreas Steinegger 
hat mit seiner Familie 
schon viel für die Nachhaltigkeit 
seines Betriebes 
getan: "Wir haben vor geraumer 
Zeit auf Bio umgestellt 
und gehen auch mit 
den Milchkühen intensiv 
auf die Weide. Das war 
ein großer Schritt, aber wir 
wissen nicht genau, was 
der genaue Output davon 
ist.“ Steinegger meint damit, 
wie viel Treibhausgase 
er durch diese Wirtschaftsweise 
vermeiden kann.
 "Wir Bauern sind die ersten,
 die vom Klimawandel betroffen 
sind“, gibt er zu bedenken.
 Daher will er auch 
gegen den Klimawandel ankämpfen. 
Die Mechanisierung 
am Hof wurde dafür 
genauso überdacht, wie das 
Energiekonzept. Photovoltaik, 
Wärmepumpe mit Tiefenbohrung 
und Holzherd 
sind in einem System integriert,
 um Strom und Wärme 
bestens auszunutzen.
	
						 
					 
					
						
						
						
							
							Thomas Schaffer aus Birkfeld stellt aus eigenem Obst und Kräutern edle Essige her
							Wie nahe bin ich mit 
meinem Produkt an 
einer völligen Nachhaltigkeit 
dran?
"Als ehemaliger Physiker 
und Chemiker möchte ich 
es genau wissen, ob ich tatsächlich 
so nachhaltig bin 
wie ich glaube. Und wenn 
nicht, wo liegen dann die 
Probleme?“, hat Thomas
Schaffer aus Birkfeld klare 
Erwartungen an die Teilnahme 
am Projekt "Climate
Farm Demo". Gemeinsam 
mit seiner Frau Beate 
Oswald stellt er 62 Sorten 
an Spezialitäten-Essigen 
aus hofeigenen Rohstoffen 
her. Die Abwärme wird fürs 
Heizen genutzt, den Strom 
für die Kühlung liefert eine 
Photovoltaik-Anlage. Eine 
spannende Frage ist für ihn 
auch, welche Investitionen 
in die Senkung von Treibhausgasemissionen 
für 
bäuerliche Betrieb auch 
wirtschaftlich Sinn machen,
 "denn Großkonzerne 
können viel Geld in die 
Hand nehmen, um ihren 
Footprint zu drücken. Wir nicht."
	
						 
					 
					
						
						
						
							
							Stefan Pongratz aus Dobl-Zwaring betreibt viehlosen Bio-Ackerbau und Kompostierung
							Ich bin daran interessiert,
auf welche
Technologien andere 
Betriebe setzen.
"Einerseits möchte ich natürlich 
meine CO2-Bilanz 
ermitteln. Aber ich möchte 
auch wissen, was ist der 
Antrieb der Zukunft in der 
Landwirtschaft? Welchen
Sinn macht Agroforst?“,
steckt Stefan Pongratz seine 
Ziele fürs Projekt "Climate
Farm Demo" ab, für 
das er bereits detaillierte Betriebserhebungsbögen 
ausgefüllt 
hat.
Dinkel, Hafer,
Roggen, Weizen, Sonnenblumen,
Ölkürbis, Käferbohnen, 
Winterackerbohne,
 Mais und Hanf baut der 
Bio-Ackerbauer auf seinen 
Flächen an. Dabei hält er 
keine Nutztiere. Gedüngt 
wird mit wertvollem Kompost,
 den er selbst herstellt.
 Ihn reizt der Vergleich mit 
Betrieben aus seinem Bereich in anderen EU-Ländern.
 "Welche Technologien 
verwenden sie heute 
und auf welche setzen sie 
morgen?“, hofft Pongratz 
auf spannende Einblicke und Inputs.
	
						 
					 
					
						
						
						
							
							Thomas Haider ist Bio-Hendlmäster und Energiewirt in St. Oswald bei Plankenwarth
							Der gegenseitige 
Austausch hat oft 
den größten Wert. Ich 
will mich vernetzen.
Die erste Photovoltaikanlage 
bauten die Eltern von 
Thomas Haider bereits vor 
13 Jahren. Im Vorjahr ging 
eine 170-kWp-Anlage samt 
60 Kilowattstunden großem 
Batteriespeicher in Betrieb. 
Der Bio-Masthendlstall 
wird mit Hackschnitzeln 
aus dem eigenen Wald 
beheizt und mehr als zehn 
Monate im Jahr völlig mit 
eigenem Strom betrieben.
 Nur im Dezember und Jänner 
muss er zukaufen.
"Ich möchte im Zuge dieses 
Projektes internationale 
Betriebe kennenlernen.
 Der gegenseitige Austausch 
hat oft den größten Wert“, 
schildert Haider seine Erwartungen.
 Denn er macht 
sich Gedanken, wie der Betrieb 
sich weiterentwickeln 
wird. "Ein E-Auto und E-Hoflader 
sind da für mich 
natürlich ein Thema“, erhofft 
sich Haider Antworten 
darauf, wieviel Sinn 
diese Investitionen für ihn 
und das Klima machen.
	
						 
					 
					24.05.2024
					Autor:Michael Billensteiner MSc, LK Steiermark